Erst kürzlich überraschte die Führung des DAX-Konzerns „Continental“ auf seiner Bilanzpressekonferenz mit einem auffällig legeren Businesslook. Konzernvorstand Elmar Degenhart und Finanzvorstand Wolfgang Schäfer verzichteten Anfang März beim Auftritt in Hannover bewusst auf ihre Krawatte. „Wir passen uns den Gegebenheiten der Industrie an“, so Degenhart zu seinem auffällig legeren Auftritt.
Hintergrund des gelockerten Krawattenzwangs seien die veränderten Bedürfnisse des Firmennachwuchses. „Die junge Generation, die heranwächst und die wir ins Unternehmen aufnehmen und integrieren, die hat andere Ansprüche. Und das ist ein Zeichen für unsere Flexibilität. Die Mitarbeiter müssen sich wohl fühlen, wenn sie zur Arbeit kommen, ansonsten werden sie nicht ihre volle Leistung bringen“, erklärt Degenhart.
Doch eine Lockerung der Kleiderordnung betrifft nicht nur den Reifenhersteller „Continental“. So wurde beispielsweise auch innerhalb des „Daimler“-Konzerns entschieden, dass der Vorstand künftig auf die Krawatte als Pflicht-Accessoire verzichteten könne. Sogar im Deutschen Budestag verständigte man sich auf eine Änderung der Kleiderordnung und schaffte damit den Krawattenzwang für Schriftführer ab. „Mit der Abschaffung des Krawattenzwangs haben wir die Fenster im Bundestag ein gutes Stück weiter aufgestoßen und viel Muff entweichen lassen“, sagte Bundestagsvizepräsidentin Roth dem „Spiegel“.
Ein Blick auf den Trend der internatinonalen Manager zeigt, dass Führungskräfte mehr und mehr auf ein lockeres und lässiges Auftreten setzen. Allen voran „Facebook“-Gründer Marc Zuckerberg, der sämtliche Termine in T-Shirt und Jeans wahrnimmt und auf eine elegante Distanz gänzlich verzichtet.
So weit wolle „Continental“ allerdings nicht gehen. „Es kommt ganz auf den Anlass an“, betont Felix Gress, Leiter der Kommunikationsabteilung. Wichtig sei eine Abschaffung der Kleidervorschriften. Man wolle den Mitarbeitern aber wohl weiter eine modische Orientierung bieten.
So spielt der Dresscode in repräsentativen Funktionen bei den meisten Unternehmen weiterhin eine große Rolle. Beim sogenannten „Business-Dress“ trägt der Mann klassisch Anzug, Hemd und Krawatte. „Smart Casual“ ist dagegen lässiger und legerer, aber trotzdem gehoben. Herrenausstatter, wie beispielsweise mensshop.de, haben sich den Veränderungen in der Wirtschaft bereits angepasst und bieten eine Reihe von modernen Businesshemden, ebenso wie die klassische Krawatte.
Bei „Continental“ wolle man auf diesem Wege die Unsicherheit bei der Kleiderfrage beenden. „Nichts ist peinlicher, als wenn man under- oder overdressed ist,“ so Gress gegenüber dem „Spiegel“.
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